Februar 2017
Die Verhörprotokolle des Adolf Eichmann
Im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gastierten die Hannoverschen Kammerspiele mit einer szenischen Lesung der Eichmann-Protokolle in unserer Schule. Sichtlich gebannt verfolgten die Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs die Vorstellung der Schauspieler Harald Schandry und Bernd Surholt in den Rollen des Nazi-Verbrechers Adolf Eichmann und des deutsch-jüdischen Verhör-Polizisten Avner Less.
Adolf Eichmann (1906-1962) ist der Inbegriff des Schreibtischtäters:
SS-Obersturmbannführer und zentrale Figur bei der Organisation der Judenvernichtung,
1960 nach Israel entführt und dort zwei Jahre später hingerichtet.
275 Stunden Verhör und mehr als 3000 Seiten Protokoll fassten Schandry und Surholz zu einer 45 minütigen beeindruckenden Inszinierung zusammen und verdeutlichten die Rechtfertigungen eines Mannes, der jegliche Verantwortung von sich wies – Prototyp einer Untertanenmentalität, die mit dem Dritten Reich keineswegs ausgestorben ist:
„Das sind keine persönlichen Entscheidungen gewesen. Wäre ich nicht dort gewesen, irgendjemand anderer hätte genau dieselben Entscheidungen treffen müssen, auf Grund der vorliegenden Weisungen, Verordnungen und Befehle ...“
Seinem Gegenüber erklärte Eichmann: „Arzt hätt‘ ich nicht werden dürfen“, denn er könne kein Blut sehen und den Anblick der Leichenberge hätte er nicht ertragen. Dagegen tat er sich bei der effizienten Abwicklung der Deportationen in die Vernichtungslager oder der Ausbeutung jüdischer Familien mit besonderem Ehrgeiz hervor.
Die Inszinierung kommt ohne Bühnenbild und Requisiten aus: ein Tisch, zwei Stühle – sonst nichts. Das ungeheuerliche Textmaterial spricht vollkommen für sich und enthüllt auf verstörende Weise die Gedankenwelt des Täters!
Dezember 2016
Schülerinnen und Schüler unserer Schule beteiligen sich am "Briefmarathon" von Amnesty International
Am 10. Dezemer ist "Tag der Menschenrechte"! Amnesty International nimmt diesen Tag traditionell zum Anlass, den Briefmarathon zu starten. Bei dieser weltweiten Aktion schreiben Hunderttausende Menschen in allen Teilen der Welt innerhalb weniger Tage Millionen Briefe. Sie drücken darin ihre Solidarität mit Menschen aus, deren Rechte verletzt werden, und sie appellieren an Regierungen, die Menschenrechte zu achten.
Im vergangenen Jahr haben sich fast 300 Schulen in Deutschland am Briefmarathon beteiligt und fast 50.000 Briefe geschrieben. Dieser Einsatz hat sich gelohnt: In Burkina Faso hat die Regierung das Gesetz zur Zwangsverheiratung geändert, die Demokratie-Aktivisten Fred Bauma und Yves Makwambala aus der Demokratischen Republik Kongo kamen aus der Haft frei, ebenso wie Phyoe Phyoe Aung aus Myanmar, die sich für ein freies Bildungssystem einsetzt.
In diesem Jahr setzt sich Amnesty International unter anderem für die 10jährige Annie Alfred und andere Menschen mit Albinismus in Malawi ein. Dort herrscht der Aberglaube, dass Knochen und Körperteile von Menschen mit Albinismus Glück bringen. Deshalb leben Menschen mit dieser Pigmentstörung in Malawi in ständiger Angst vor Verfolgung, Verstümmelung oder Tötung.
Die malawische Regierung unternimmt nicht genug, um die Betroffenen zu schützen, die Bevölkerung aufzuklären und Verbrechen strafrechtlich zu verfolgen.
Schülerinnen und Schüler unserer Klassen 9a, 10a und 10b haben sich im Deutsch- bzw. Religionsunterricht dieses Themas angenommen und Briefe an Annie und den malawischen Präsidenten Arthur Peter Mutharika geschrieben, um das Ihrige zu tun, den betroffenen Menschen in Not zu helfen!
April 2016
Kulturschule Leipzig zu Gast
Im Rahmen unseres Projekts "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" gastierte diese Woche die "Kulturschule Leipzig" in unserer Aula. Die "Kulturschule" ist eine freie Bühne, eine Partnergesellschaft freier Schauspieler und Regisseure, die 1999 gegründet wurde mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche wieder mehr für Theater zu interessieren.
„Dreck“ von Robert Schneider war mit über 90 Inszenierungen eins der meistgespielten Bühnenstücke, hat aber- leider-nichts von seiner Aktualität verloren. Provozierend direkt öffnet das Stück die Augen.
Jeder soll individuell sein - aber wehe einer ist anders! Dieser Satz sagt sehr viel über das, was zur Zeit die Gedanken vieler Menschen bewegt. Die Diskussion über Toleranz und gegenseitigen Respekt ist zur Zeit brandaktuell. Ganz besonders im Bezug auf die Akzeptanz des Anderen, oder lieber des Andersartigen? Eine andere Nationalität oder Religion wird oft (auch) als Grund für Ausgrenzung angegeben - auch an Schulen. Den Schülern ist bekannt, dass Menschen, die "anders" sind - ob das mit Aussehen oder Verhalten zu tun hat, ist dabei egal, gehänselt, begafft, beleidigt werden. Viele Jugendliche würden dann gerne etwas "tun", sie empfinden diese Situation als störend, sie würden sich gerne einsetzen, wenn sie die Möglichkeit haben.
"Dreck" beleuchtet Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit auf eine ganz andere Art und Weise: Sad, die Hauptperson, ist Araber. Abends verkauft er Rosen, um sein Studium zu finanzieren. Er beschreibt sein Leben in Deutschland, in einer deutschen Stadt, seine Erfahrungen mit Fremdheit und Verachtung. Er beschreibt auch voller Poesie sein Land, seine Träume und Hoffnungen. Er eignet sich die absurden Vorurteile sogar an, lässt aber jederzeit spüren, wer die wahren Schuldigen sind.
Text: Kulturschule Leipzig
Eingeladen waren die Schülerinnen und Schüler unserer 10. Klassen. Eingeladen zuzuschauen und zuzuhören und nachzudenken über das, was in unserer Mitte geschieht. Obwohl das Stück wenig "actionreich", sondern eher monologisch aufgebaut ist, war es in der Aula während der gesamten Vorführung mucksmäuschenstill. Ein sicheres Indiz dafür, dass das Stück "angekommen" ist.