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Zeitungsbericht der Neuen Westfälischen vom 22. August 2018

NW Hauptschulbildungszweig
Realschule Bünde-Mitte: Laut Schulpflegschaft etabliert sich am Strotweg gerade erst die Inklusion. Zusätzlich noch einen Hauptschulzweig zu integrieren,
könne sich nachteilig auf die Realschüler auswirken, heißt es von der Schulpflegschaft.

© GERALD DUNKEL

Entscheidung der Bezirksregierung: Eine Woche vor Schulbeginn überrascht die Schulaufsichtsbehörde in Detmold und lehnt die Bildung eines Hauptschulbildungsgangs an der Realschule Bünde-Mitte ab

Die Nachricht dürfte vor allem die Eltern von Schülern der Realschule Bünde-Mitte jubeln lassen. Sie hatten in den vergangenen Monaten heftig gegen die Einführung eines Hauptschulbildungsgangs an der Schule protestiert – bislang ohne Erfolg. Die politischen Gremien in Bünde kalkulierten mehrheitlich schon seit ihrer Entscheidung vor drei Jahren, die Hauptschule aufzulösen, mit einem Bildungsgang auf Hauptschulniveau an der Realschule Mitte. Doch jetzt setzte die Bezirksregierung dem Plan ein Ende, verweigerte die nötige Genehmigung und führt dazu das Schulgesetz an.

Das Schulgesetz NRW sieht die Einrichtung eines Hauptschulbildungsganges nur dann vor, „wenn schulorganisatorische Instrumentarien nicht ausreichend sind, um alle Schullaufbahnen in erreichbarer Nähe sicherzustellen" heißt es in einer Stellungnahme aus Detmold. Aus Sicht der Bezirksregierung bietet die Erich-Kästner-Gesamtschule jedoch ausreichend freie Kapazitäten, um auch weitere Schülerinnen und Schüler aufnehmen zu können. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die Fördermaßnahmen an Realschulen geeignet sind, die Anzahl der Schüler und Schülerinnen, welche die Realschule am Ende der Erprobungsstufe (Anm. der Red.: Nach der 6. Klasse) verlassen müssen, zu minimieren.

„Der Rat der Stadt Bünde hatte die Einrichtung eines Hauptschulbildungsganges an der Realschule Bünde-Mitte im Hinblick auf die Entwicklung der Bünder Schullandschaft insgesamt beschlossen", heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Die Entscheidung fiel im März mit 31 Ja- und 8 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung. „Dieser Blick auf die gesamte Bünder Schullandschaft sowie deren Entwicklungsplanung in den kommenden Jahren hat bei der Entscheidung der Bezirksregierung leider keine Rolle gespielt," so Thomas Clausing.
Gemäß Schulgesetz zählt ein Hauptschulbildungsgang aber nicht als „schulorganisatorisches Regelinstrument und kann nicht dazu dienen, eine umfassende Schulentwicklungsplanung im Rahmen der vom Gesetzgeber regelhaft aufgeführten Schulformen der Sekundarstufe I zu ersetzen", so die Bezirksregierung.

Nach Auffassung des Ersten Beigeordneten Günther Berg „sind den Schulträgern damit enge Grenzen in der Ausgestaltung der Schulentwicklungsplanung gesetzt. Daher werde diese Entscheidung auch für andere Kommunen, die von der gleichen Problematik betroffen sind, von Interesse sein." Und weiter: „Juristisch ist die Entscheidung wohl nicht zu beanstanden. Wir dürfen nun aber die Stärkung der Sekundarstufe II an der EKG nicht aus den Augen verlieren," betont Berg.
Von Seiten der Erich-Kästner-Gesamtschule wehrte man sich zuletzt ebenso gegen die regelhafte Aufnahme von Schülern mit Hauptschulempfehlung. Man „trete nach Auflösung der Hauptschule nicht deren Nachfolge an" hieß es vor der Ratssitzung im März.

Die NW erreichte Antje Stuke, die Leiterin der Erich-Kästner-Gesamtschule, gestern telefonisch kurz in der Schule. Sie war überrascht und konnte die Nachricht ihrerseits noch nicht kommentieren.
Ellen Ebmeier, Vorsitzende der Schulpflegschaft der Realschule Bünde-Mitte zeigte sich im Gegensatz dazu erfreut. „An unserer Schule etabliert sich gerade erst die Inklusion, da war es ganz natürlich, dass Eltern in Sorge waren, dass jetzt auch zusätzlich noch ein Hauptschulbildungsgang eingerichtet wird, der in einzelne Klassen integriert wird", sagt sie im NW-Gespräch. Es gehe der Schulpflegschaft nicht darum, Hauptschüler abzulehnen, sondern darum, sich für die besten Lernmöglichkeiten der eigenen Kinder einzusetzen. Und an einer Gesamtschule sei die Infrastruktur für die Beschulung von Hauptschülern bereits vorhanden. Für Hauptschüler hätten an der Realschule Bünde-Mitte Räume für Hauswirtschaft und Technik noch entstehen müssen. Übergangsweise hätte man zwischen Hauptschulgebäude – dort geht die private Forscherhaus-Gesamtschule als Mieterin ins zweite Jahr – und Realschule pendeln müssen.
Die Entscheidung der Bezirksregierung fiel in letzter Sekunde, denn die Auswirkungen zeigen sich schon in einer Woche, wenn die Schule wieder beginnt. Die Hauptschule befindet sich in Auflösung und hat keinen 7. Jahrgang mehr. Sie konnte 2017 letztmalig Schüler nach der Erprobungsstufe von Realschulen oder Gymnasien aufnehmen.